Kita-Kombo

Frühe Bildung vor Ort: Wie wir Flüchtlingskinder in ihren Unterkünften fördern

Kinder aus Familien mit Fluchterfahrung haben denselben Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz wie alle Kinder in Deutschland. Die Förderung durch frühkindliche Bildungsangebote in der Kindertagesbetreuung eröffnet gerade ihnen wichtige Chancen: sie erhalten Zugang zur deutschen Sprache, haben Kontakt zu Kindern im gleichen Alter, können unbekümmert spielen, Erfahrungen sammeln und machen wichtige Fortschritte bei der Integration in ihre neue Lebenswelt.

Doch die geflüchteten Familien und ihre Kinder müssen auf dem Weg zu den hiesigen Bildungsangeboten im Regelsystem Kita viele Hindernisse überwinden. Die Gründe hierfür sind vielfältig: u.a. sprechen und verstehen viele Flüchtlingsfamilien kein oder kaum Deutsch, die hiesigen Strukturen, Verfahrensvorgaben und Behördenzuständigkeiten sind ihnen nicht vertraut oder es existieren Vorbehalte und Ängste, da sich ihnen die Gepflogenheiten und internen Regeln der Kindertagesstätten nicht erschließen.

Unsere soziale Pflicht und Verantwortung

Wir, d. h. eventus-BILDUNG e.V., betrachten es als unsere soziale Pflicht und Verantwortung, die in Berlin ankommenden Flüchtlingskinder und ihre Familien dabei zu unterstützen, die genannten Hürden zu überwinden. Wir fördern deshalb mit großem Engagement die sprachliche, soziale, geistige und körperliche Entwicklung von Flüchtlingskindern, die bisher nicht die Möglichkeit erhalten haben, eine Kindertagesbetreuung zu besuchen.

Im Rahmen des Modellprojektes „Frühe Bildung vor Ort“ fördern wir derzeit mehr als 80 Flüchtlingskinder im Alter von drei bis sechs Jahren in ihren jeweiligen Gemeinschaftsunterkünften. Die Kinder werden in drei Gruppen durch fünf sozialpädagogische Fachkräfte und interkulturelle Unterstützungskräfte betreut. Letztere erleichtern mit ihrer kultursensiblen Arbeit und ihrer Mehrsprachigkeit insbesondere den Kontakt und die Kommunikation mit den Familien.

Vorbereitung auf das Regelsystem Kita

Bei dem Projekt handelt es sich um ein professionelles Bildungs- und Betreuungsangebot, welches die Flüchtlingskinder durch eine besondere Förderung und das Erlernen der deutschen Sprache auf das Regelsystem Kita und Schule vorbereitet und bei der Integration und Inklusion hilft. Im Fokus steht dabei das Ziel, die Förderung der Kinder sowie die Zusammenarbeit mit den Eltern auch in den regulären Folgeeinrichtungen zu erleichtern.

Das Erlangen von Kompetenzen in der deutschen Sprache ist die wohl wichtigste Voraussetzungen, um künftig in Kita und Schule erfolgreich lernen zu können. Das Projekt „Frühe Bildung vor Ort“ hilft auch dabei, dass Kinder aus Flüchtlingsfamilien möglichst früh einen Platz in einer regulären Kindertageseinrichtung in Anspruch nehmen können.

Ein lohnendes und erfolgreiches Engagement

Die guten Erfahrungen, welche die pädagogischen Fachkräfte im Rahmen des Projektes gesammelt haben, zeigen, dass ihr Engagement in jeder Hinsicht lohnend und erfolgreich ist: Durch ihre Teilnahme an den pädagogischen Angeboten lernen die Kinder unsere Sprache deutlich schneller und besser. Außerdem machen sie sich mit den Regeln, Werten und Strukturen unserer Kultur und Gesellschaft vertraut.

Im Kontext einer geschützten und kindgerechten Umgebung sorgen die pädagogischen und interkulturellen Fachkräfte dafür, dass die Kinder ankommen und sich eingewöhnen, dass sie Sicherheit, Zugehörigkeit und ein Stück weit Normalität erfahren. Auch Kinder mit negativen Fluchterfahrungen finden hier Freundschaften, Raum zum Spielen und Zuwendung.

Kinder machen schnell große Fortschritte

Den Erfahrungen der Erzieherinnen und Erziehern zufolge zeigen viele Flüchtlingskinder in den ersten Wochen Verhaltensweisen, die zunächst einmal verstanden sein wollen. Was aber nicht verwunderlich ist angesichts der traumatischen und schrecklichen Erfahrungen, welche die Kinder in ihrem Herkunftsland und auf der Flucht gemacht haben. Vielen Kindern mangelt es insbesondere auch an der Erfahrung von sozialen Regeln und gesellschaftlichen Strukturen. Außerdem müssen viele erst wieder lernen, Vertrauen zu schöpfen und sich gegenseitig zu unterstützen. Manche haben in ihren Heimatländern und auf der Flucht häufig Aggression, Rücksichtslosigkeit und ein Gegeneinander anstatt ein Miteinander erfahren.

Allerdings ändern die Kinder bereits nach kurzer Zeit ihr Verhalten nachhaltig, was auch für die gute pädagogische Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher spricht. Die Kinder zeigen sich wissbegierig, stellen viele Fragen, lernen sehr viel und schnell, unterstützen sich gegenseitig und teilen untereinander. Auch die Eltern werden durch das Bildungs- und Betreuungsangebot in Erziehungsfragen unterstützt und entlastet; viele sind dankbar und stolz angesichts der großen Fortschritte, die ihre Kinder machen.