Interkulturelle & interreligiöse Bildung: eventus-BILDUNG und House of One starten Kooperation
25.05.2020eventus-BILDUNG e.V. und das House of One haben eine Kooperation gestartet: Der Träger und das Haus des Friedens in Berlin Mitte werden ihre Kompetenzen im Bereich der interkulturellen und interreligiösen Bildung künftig noch stärker bündeln. Ziel der Kooperation ist die gezielte Aus-, Fort- und Weiterbildung von angehenden und bereits berufstätigen pädagogischen Fach- und Lehrkräften.
In Deutschland leben rund 20 Millionen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, allein ein Drittel davon sind Kinder und Jugendliche. Die weltanschauliche, kulturelle und religiöse Vielfalt spiegelt sich in besonderer Weise in den Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen wider – in Berlin mehr noch, als in jeder anderen deutschen Stadt. Auch in den Einrichtungen des Trägers, der seit mehr als zehn Jahren Kitas in strukturschwachen Bezirken mit einem hohen Anteil von Familien mit Zuwanderungsgeschichte betreibt, zeichnet sich diese Diversität zunehmend deutlicher ab.
Das heterogene Nebeneinander und Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion stellt die pädagogischen Fachkräfte indes vor neue Aufgaben und Herausforderungen. Deren Lösungen erfordern nicht nur Verständnis und Empathie, sondern auch fundierte pädagogische Konzepte und Kompetenzen. Mehr denn je sind qualifizierte pädagogische Fachkräfte gefragt, die über vorurteilsbewusste, interkulturelle und interreligiöse Schlüsselkompetenzen verfügen.
Profilierte Ausbildungs- und Fortbildungskonzeptionen
Um diesen Erfordernissen gerecht zu werden, hat eventus-BILDUNG in den Jahren 2017 und 2018 eine Akademie für Fort- und Weiterbildung sowie eine Fachschule für Sozialpädagogik gegründet. Die Einrichtungen zeichnen sich insbesondere durch profilierte Ausbildungs- und Fortbildungskonzeptionen im Bereich der interkulturellen und interreligiösen Bildung aus. Im Rahmen der Aus-, Fort und Weiterbildung werden Schlüsselkompetenzen gefördert, zu denen u. a. eine Grundhaltung zum Dialog, das Verständnis für andere Kulturen und Religionen sowie ein sich Zurechtfinden in ihnen zählen. Im Vordergrund steht das Ziel, Kinder und Jugendliche bestmöglich auf ein Leben in einer offenen, modernen und interkulturellen Gesellschaft vorzubereiten.
Bereits bei der Konzeption der Aus- und Fortbildungsprogramme hat der Träger vom pädagogischen Arbeitskreis des House of One fachlich kompetente Unterstützung erhalten. Vor diesem Hintergrund haben eventus-BILDUNG und das House of One jetzt eine Kooperation gestartet, die auf der gemeinsamen Überzeugung basiert, dass interkulturelle und interreligiöse Bildungskonzepte, aus denen mündige, verantwortungsbewusste, engagierte, konfliktfähige Bürgerinnen und Bürger hervorgehen, wichtige Impulse für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie für Frieden, Freiheit und Sicherheit in unserem Rechtsstaat setzen.
Da die interkulturelle und interreligiöse Bildung gemeinsame Werte wie Gleichwürdigkeit, Gerechtigkeit, Friedfertigkeit und Solidarität in den Mittelpunkt stellt, ist sie nach Auffassung der Kooperationspartner für die Stärkung der Demokratie von zentraler Bedeutung. Eine Pädagogik, die interkulturelle und interreligiöse Bildungsansätze integriert, ist eine wichtige Voraussetzung dafür,
- dass Diskriminierung, Stigmatisierungen, Etikettierungen und Vorurteile, die sich auf die Zugehörigkeit zu anderen Kulturen und Religionen beziehen, verhindert werden
- dass Rassismus, Extremismus und Menschenfeindlichkeit keine Chance haben
- dass nachfolgenden Generationen mit der kulturellen und religiösen Diversität sowie mit verschiedenen Werten, Normen und Lebensweisen konstruktiv umgehen
- dass sich die interkulturelle und interreligiöse Gesellschaft durch ein friedliches, respekt- und verständnisvolles Miteinander auszeichnet
Die Kooperationspartner sehen in der interkulturellen und interreligiösen Bildung einen wichtigen pädagogischen Auftrag, der sowohl in der Ausbildung pädagogischer Fachkräfte, als auch im Kita- und Schulalltag berücksichtigt werden muss. Die Kooperationspartner folgen damit nicht zuletzt dem Bildungsverständnis des Berliner Bildungsprogramms. Darin heißt es:
„Pädagoginnen und Pädagogen haben die Aufgabe, grundsätzliche ethische Fragen sowie religiöse und andere Weltanschauungen als Teil der Lebenswelt aufzugreifen und verständlich zu machen. Sie bieten Raum, dass Kinder sich mit grundlegenden Sinnfragen auseinandersetzen. Sie unterstützen die Kinder darin, Empfindungen und Überzeugungen zu diesen Fragen einzubringen. Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen führt zur Beschäftigung mit Inhalten und Traditionen unterschiedlicher religiöser Orientierungen. Auf diese Weise erfahren Kinder Anerkennung für ihre eigenen Familienkulturen und entwickeln Wertschätzung und Respekt gegenüber unterschiedlichen Religionen, Familienkulturen und Weltanschauungen. Dies stärkt das Kind in seinem Selbstverständnis und im Erleben einer funktionierenden Gemeinschaft.“
Diversität und Heterogenität als Chance
Für Kinder und Jugendliche wird es immer wichtiger, die Ausdrucks- und Lebensweisen anderer Kulturen und Religionen durch eigenes Erleben kennenzulernen sowie Haltungen und Einstellungen zu entwickeln, die von Offenheit, Respekt und Anerkennung geprägt sind. Nur so wird es für sie möglich, Kompetenzen für einen kommunikativen Austausch zu entwickeln, der über die Grenzen ihrer eigenen Kultur- und Religionszugehörigkeit hinausführt.
Dabei gilt es, Diversität und Heterogenität als Chance für die Entwicklung von Problem- und Konfliktlösungsstrategien zu erkennen. Das heißt, auftretende Schwierigkeiten nicht zu ignorieren, sondern offen aufzugreifen und Lösungen zu finden. Schließlich werden alle Kinder, die in Berlin, aber auch in anderen Teilen Deutschlands aufwachsen, in einer zunehmend interkulturell und interreligiös geprägten Gesellschaft zurechtkommen müssen.
Die Kooperationspartner möchten insbesondere einen Beitrag dafür leisten, dass sowohl angehende, als auch berufserfahrene pädagogische Fachkräfte Kompetenzen erwerben, die sie einerseits in ihrem Beruf dazu befähigen, interkulturelle und interreligiöse Bildungsprozesse zu fördern und die sie anderseits darin unterstützen, in den von sozialer, kultureller und religiöser Vielfalt geprägten Kinder- und Jugendeinrichtungen auf ein friedliches, demokratisches und respektvolles Miteinander hinzuwirken. Vor diesem Hintergrund haben die Kooperationspartner für die eventus Fachschule und Akademie folgende Themenschwerpunkte gesetzt:
- ein breites und vertieftes Wissen über die Begrifflichkeiten der religiösen und interreligiösen, sowie der kulturellen und interkulturellen Bildung und Erziehung
- ein breites und vertieftes Wissen über Glaubensinhalte und Praxis der drei wichtigsten in Deutschland vertretenen Religionen Judentum, Christentum und Islam
- ein breites und vertieftes Wissen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen und innerhalb von Religionen und/oder Weltanschauungen
- ein einfühlsames und respektvolles Verhalten in anderen kulturellen und weltanschaulich/religiösen Kontexten
- Kompetenzen, um Konflikte konstruktiv zu lösen, die auf individuelle Interpretationen des Glaubens, der Religion oder der Kultur zurückzuführen sind und im Rahmen des pädagogischen Alltagshandelns auftreten
- Wissen über die Bedeutung von Respekt und Wertschätzung von Diversität als Normalität und Lernchance in offenen, demokratischen Gesellschaften
- Sensibilität, Neugier und Toleranz gegenüber Andersdenken und Andersglauben
- eine kritische Distanz gegenüber allgemeinen Kategorisierungen und Zuschreibungen, auch gegenüber den gutgemeinten
- Offenheit gegenüber konstruktiver Kritik an der eigenen Bezugsüberzeugung
- Lernbereitschaft und Mitteilungsbereitschaft, um über die eigene religiöse oder weltanschauliche Überzeugung mit anderen zu sprechen
Die Kooperationspartner treten dafür ein, dass die interkulturelle und interreligiöse Bildung mit Blick auf die Kinder und im Sinne tragfähiger Zukunftsperspektiven für das Zusammenleben in der Gesellschaft eine elementare und unverzichtbare Bedeutung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung gewinnt.
Offenheit, Achtung und Wertschätzung für andere Kulturen, Religionen und Weltanschauungen sowie Respekt, Neugier und Interesse am Anderen stellen zentrale Ziele innerhalb interkultureller und interreligiöser Bildungsprozesse dar.